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Ausgabe 3/00 Seite 42ff |
Im Heft 1 dieses Jahres
ist ein Beitrag mit dem Titel "Deutsche Stiftung für Friedensforschung
- Gründung mit Tücken" abgedruckt. Dass über die neue Förderung,
sowie die Gründung der Deutschen Stiftung Friedensforschung detailliert
berichtet wird, ist zunächst sehr zu begrüßen. Der Artikel
enthält aber eine Reihe überholter, falscher oder missverständlicher
Aussagen sowie Bewertungen, die dringend einer Korrektur bedürfen.
Dies gilt im Besonderen (aber nicht nur) für die Passagen zur naturwissenschaftlichen
Friedensforschung.
Götz Neuneck
3. Gefragt wird weiterhin nach der "friedenspolitischen Relevanz" des "Projektverbundes Waffentechnik" (S.36). Der Projektverbund heißt aber Projektverbund "Präventive Rüstungskontrolle", was ziemlich genau das Gegenteil davon ist. Um einen Überblick darüber zu geben, habe ich eine Beschreibung der Projekte angefügt.
4. Die Verifikationsprojekte, die auf Seite 36 aufgelistet sind, sind zwar nicht Bestandteil des Projektverbundes, arbeiten aber mit ihm zusammen und haben ebenfalls eine friedenspolitische Ausrichtung. Verifikation ist ein wichtiger Bestandteil internationaler Rüstungskontrollabkommen. Es gibt bei einem Projekt in der Tat eine Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich (das nicht mehr "Kernforschungszentrum") heißt. Die Projektgruppe Technikfolgenabschätzung hat eine langjährige Tradition bei der Unterstützung der IAEO durch Studien zu Überwachungstechniken. Es geht hier aber um öffentlich zugängliche Verifikation von Rüstung nicht um Militärtechnik. Der ami-Mitherausgeber Oliver Meier, der in Großbritannien an ähnlichen Projekten arbeitet, kann mehr zum Stand der Verifikationsforschung sagen.
5. Aus der (inkompetenten und verdrehenden) Schilderung der naturwissenschaftlichen Anteile folgert der Autor auf S. 40 nun: "In der Förderpraxis zeigt sich diese Orientierung (gemeint ist Abkehr der radikal-pazifistischen Position bzw. von der Absage an die ultima ratio des Militäreinsatzes, GN) bereits heute in der Häufigkeit waffentechnisch orientierter Projekte. So ist ein ganzer Projektverbund zu Biowaffen, Raketenabwehr, EM-Waffen, Laser, Mikro- und Nanosystemtechnik in Vorbereitung." (S. 40) Tatsächlich geht es bei den Projekten um die Biowaffen-Konvention, den Raketenabwehr begrenzenden ABM-Vertrag und die Möglichkeiten, EM-Waffen, Laser und neue Kleinstwaffen und deren F+E zu beschränken oder ganz zu verbieten und eine Einführung erst gar nicht zuzulassen, wie Euch ein Blick in die Projektbeschreibung zeigt. Dies ist auch der Sinn präventiver Rüstungskontrolle. Die im Artikel erwähnte Argumentation ist absurd und verfälscht den Gehalt der Projekte komplett.(1)
6. Mir sei noch ein Wort zu den persönlichen Anwürfen gestattet, die sich aus dem Artikel ergeben. Jeder meiner Kolleginnen und Kollegen hat durch seine Arbeit viele Jahre und Karrieremöglichkeiten der naturwissenschaftlichen Friedensforschung "gewidmet". Wollte irgend jemand von uns für "Waffentechnik" forschen, wäre dies sicher an anderen Orten (z.B. DASA) einfacher, finanziell gut abgesichert und erfolgreicher möglich. Stattdessen haben sich viele Kollegen und Kolleginnen mit schlecht bis gar nicht geförderten Projekten jahrelang mit Thematiken beschäftigt, die für Abrüstung und Frieden hochrelevant sind, die die Sozialwissenschaft in ihrer methodischen Durchdringung jedoch meidet. Das beiliegende Forschungsmemorandum gibt Euch vielleicht einen Hinweis auf die Schwierigkeiten unserer Arbeit. Es verbalisiert die Notwendigkeit und Hoffnung, dass naturwissenschaftlich orientierte Friedensforschung in Deutschland in Zukunft gefördert wird.
7. Die vom BMBF verfügten "prioritären ersten Maßnahmen" (PEM) für die seit Jahren nicht vom Bund geförderte (natur- wie gesellschafts-) wissenschaftliche Friedensforschung halten wir dementsprechend für vollauf gerechtfertigt und seit langem überfällig. Immer wieder haben wir uns mit Themen wie SDI, der nuklearen Abrüstung, der Verifikation, der konventionellen Rüstungskontrolle beschäftigt und auf die damit verbundenen Gefahren aufmerksam gemacht. Leider hat das BMBF - um der DSF nicht vorzugreifen - den Projektzeitraum der beantragten Projekte von zwei auf ein Jahr gekürzt und einige Projekte, die bei Euch noch aufgelistet sind, nicht bewilligt, so dass man hier nur von vorläufig ersten PEM sprechen kann.(2)
Wir erwarten nach eingehender Lektüre der beigefügten Unterlagen zumindest eine Entschuldigung für die Verdrehungen und falschen Darstellungen. Unsere Darstellung sollte auf den ami-WWW-Seiten veröffentlicht werden. Natürlich sind wir stets zu einem Gespräch oder weiteren Informationen bereit. Offensichtlich gibt es auf Eurer Seite große Wissensdefizite und Verständnisschwierigkeiten bezüglich naturwissenschaftlich orientierter Friedens- und Konfliktforschung. Ich hoffe, dieses Schreiben dient der Aufklärung und dem Dialog.
Mit freundlichen Grüßen
Götz Neuneck Vorsitzender des FONAS Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit
Hamburg, den 12.03.00
Götz Neuneck
c/o Institut für Friedensforschung
und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)
Falkenstein 1
22587 Hamburg
Anmerkungen:
(1) Es wäre genauso,
wenn man behaupten würde, die ami-Herausgeber Oliver Meier und Ralf
Bendrath arbeiten für Spionage (statt zu Verifikation) und Informationskrieg
(statt Netzsicherheit). (Oliver Meier und Ralf Bendrath sind seit mehreren
Jahren keine ami-Redakteure mehr, die Redaktion.)
(2) Wir hoffen, dass die
DSF für weitere Förderung offen ist.
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