Die Ausstellung "Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" wurde am 5.3.95 in Hamburg eröffnet.
Konzipiert war sie als Beitrag des Hamburger Instituts für Sozialforschung
zum 50. Jahrestag des Kriegsendes. Im Zeitraum von 1992 bis 1994 erarbeiteten
die Historiker Bernd Boll, Walter Manoschek und Hans Safrian unter der
Leitung von Hannes Heer die Wanderausstellung, die 1.433 Fotografien und
zahlreiche Schriftdokumente umfaßte. Archive in ganz Europa wurden
nach Bildmaterial abgesucht, das der Öffentlichkeit vielfach erstmals
zugänglich gemacht wurde. Bis Oktober 1999 war die Ausstellung, die
von zahlreichen Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen begleitet
wurde, in 34 Städten zu sehen(2);
über 850.000 Menschen besuchten sie. Den großen Erfolg belegt
auch, daß die Ausstellung bis 2003 ausgebucht war.
Die Wehrmacht als
"verbrecherische Organisation"
Die Ausstellung baute auf drei Fallstudien
auf: a) die ersten Monate des Partisanenkrieges in Serbien, b) der Vormarsch
der 6. Armee durch die Ukraine in Richtung Stalingrad und c) die drei Jahre
dauernde Besetzung Weißrußlands. "Die Beispiele, die verschiedene
Frontabschnitte und unterschiedliche Perioden dokumentieren, lassen eine
generelle Aussage über das Verhalten der Wehrmacht zumindest auf dem
Balkan und in der besetzten Sowjetunion zu", so das Institut in seiner
Erklärung zur Ausstellung.(3)
Dabei kamen die HIS-Historiker zu dem Schluß: "Der Krieg im Osten
und Südosten war kein 'normaler' Krieg - er wurde als Rassen- und
Vernichtungskrieg geplant und durchgeführt. Die Wehrmacht - als Instrument
und Motor dieses Krieges - war eine 'verbrecherische Organisation': Sie
ermordete außerhalb von Kampfhandlungen Millionen von Menschen."(4)
Den Ausstellungsmachern ging es v.a. darum, die Legende von der "sauberen
Wehrmacht" zu zerstören, die von den Generälen und Stabsoffizieren
in dem Tenor verbreitet wurde, die Wehrmacht hätte Distanz zu Hitler
und dem NS-Regime gehalten, "mit Anstand und Würde ihre soldatische
Pflicht erfüllt" und sei nur im Nachhinein von den Greueltaten insbesondere
der Einsatzgruppen unterrichtet worden.(5)
Die Verantwortlichen des HIS versuchten hingegen zu beweisen, daß
"die Wehrmacht an allen Verbrechen des NS-Systems aktiv und als Gesamtorganisation
beteiligt war". Sie dokumentierten "die Komplizenschaft der Militärs
an drei Großverbrechen: an der Vernichtung der Juden, am Massenmord
der Kriegsgefangenen und am Terror gegen die Zivilbevölkerung".(6)
In einem Gespräch mit Historikern und ehemaligen Wehrmachtsangehörigen
Ende 1995 erklärte Ausstellungsleiter Hannes Heer: "Es gibt bisher
die Legende, daß nur die Einsatzgruppen des SD(7)
für den Holocaust verantwortlich gewesen seien. (...) Die Praxis aber
ist eine völlig andere, und die Befehle auf der mittleren Kommando-Ebene
der Wehrmacht sprechen eine völlig andere Sprache. Es gibt eine aktive
Beteiligung der Wehrmacht am Holocaust".(8)
Diese Beteiligung erstreckte sich nach Heer auf vier Bereiche: 1) die Einrichtung
der Ghettos, 2) die "Säuberung des flachen Landes" von Juden, d.h.
die "Verbringung" dieser in die Ghettos, 3) die logistische Beteiligung
an den Ghetto-Morden ("Liquidierungen") mittels Zurverfügungstellung
von LKW, Munition oder Personal für Absperrketten, aber auch die direkte
Beteiligung an den Morden durch eigene Exekutionskommandos, 4) die Beschäftigung
von sog. "Arbeitsjuden" und deren Vernichtung, an der sie sich zwischen
März und Oktober 1943 beteiligte.(9)
Zu dem Terror gegen die Zivilbevölkerung zählten bspw. die sog.
Partisanenbekämpfung, bei der allein in Weißrußland bis
März 1942 über 63.000 "Partisanen" (meist Zivilisten) getötet
wurden(10), aber auch "Sühnemaßnahmen"
bzw. Geiselerschießungen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion,
in Serbien, Griechenland und anderswo. Daß die Ausstellungsmacher
die Wehrmacht als "verbrecherisch" bezeichnen, gründet sich v.a. auf
die Tatsache, daß die verbrecherischen Befehle der militärischen
Führung eine bewußte Entgrenzung kriegsvölkerrechtlicher
Handlungsspielräume für die einzelnen Soldaten darstellten -
mit der Konsequenz, daß die Wehrmacht im Osten nicht nur einen Krieg
gegen eine andere Armee, sondern auch einen "Krieg gegen eine Bevölkerung"
führte.(11) Diese
Bezeichnung entspricht jedoch nicht dem Urteil des Internationalen Militärtribunals
(IMT) von 1946, das lediglich das Korps der Politischen Leiter der NSDAP,
die Gestapo und den SD sowie die SS (mit Ausnahme der Reiter-SS) zu "verbrecherischen
Organisationen" erklärte.(12)
Gerade dieses nicht unumstrittene Urteil war und ist auch Munition für
die Propagandisten einer "sauberen Wehrmacht".
Kritiker und
Gegner der Ausstellung
Die enorme Publizität erreichte die Ausstellung
vor allem dadurch, daß sie stark polarisierte. Ehemalige Wehrmachtsangehörige
sowie Rechtsaußen aus Politik und Medien zogen gegen die Ausstellung
zu Felde, was sie für Linke wiederum zu einem Identifikationsgegenstand
machte. Beispielhaft sei hier auf die Münchner Station der Ausstellung
verwiesen, wo sie vom 24.2. bis 6.4.1997 zu sehen war. Der dortige CSU-Vorsitzende
Peter Gauweiler empfahl Reemtsma, er solle lieber eine Ausstellung über
die Toten und Verletzten machen, die der von ihm verkaufte Tabak angerichtet
habe.(13) Die CSU und die
bayerische Staatsregierung stellten sich hinter diese Äußerungen.
Die Münchner CSU bezeichnete die Ausstellung als "linke Tendenzveranstaltung
zur Herabwürdigung der deutschen Soldaten in ihrer Gesamtheit".(14)
Im CSU-eigenen "Bayernkurier" wurde von einem "moralischen Vernichtungsfeldzug
gegen das deutsche Volk" geschrieben.(15)
Mehrmals fanden größere Demonstrationen gegen die Ausstellung
statt, auf denen sich neben CSU-Politikern und ehemaligen Wehrmachtssoldaten
auch tausende Alt- und Neonazis tummelten, begleitet von massiven Gegendemonstrationen
aus dem linken Spektrum.(16)
Häufig ohne die Ausstellung gesehen zu haben, erhoben mehrere ehemalige
Wehrmachtsangehörige Privatklage gegen das Hamburger Institut für
Sozialforschung u.a. wegen "Beleidigung", "Volksverhetzung", "Fälschung"
oder "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener".(17)
Diese Klagen wurden aber in der Regel abgewiesen. Den späten Höhepunkt
der Auseinandersetzungen stellte ein Bombenanschlag auf die Ausstellung
im März 1999 in Saarbrücken dar. Zuvor hatte es aus der Saarbrücker
CDU den Vorwurf gegeben, die Ausstellung würde "unsere Väter
(...) als Verbrecher und Mörder" diffamieren.(18)
Insgesamt ergab sich das Bild eines Kampfes um die öffentliche Deutungshoheit
über ein Thema, das wissenschaftlich als unumstritten gilt: Nämlich
die aktive Beteiligung der Wehrmacht an Kriegs- und NS-Verbrechen. Der
zentrale Kritikpunkt jener, die zwar nicht die Grundaussage der Ausstellung
in Frage stellten, wohl aber die Form ihrer Darstellung und rhetorische
Pauschalisierungen, war, daß nicht deutlich genug zwischen Verbrechen
der Wehrmacht als Organisation und Verbrechen einzelner Wehrmachtsangehöriger
unterschieden wurde, so daß der Eindruck entstanden sei, "die deutsche
Wehrmacht habe mehrheitlich aus Verbrechern bestanden", so bspw. der Freiburger
Germanist Gerhard Kaiser. Er kritisierte die Ausstellung als "demagogische
Inszenierung von Quellenmaterial", wohingegen eine strukturelle Durchleuchtung
der Prozesse innerhalb der Wehrmacht nicht geleistet werde.(19)
Die ablehnenden Reaktionen auf die Ausstellung waren eine Gemengelage aus
emotionalen Protesten alter Kameraden, die sich verunglimpft fühlten,
aus didaktischer Kritik aus dem Elfenbeinturm und den Feuilletons, welche
der Ausstellung eine der Aufklärung wenig dienliche Pauschalisierung
vorwarf und aus politischer Gegnerschaft des national-konservativen, revisionistischen
und neofaschistischen Lagers, das gegen eine Nestbeschmutzung wetterte
und die Ehre und Anständigkeit sowie das Opfertum der deutschen Soldaten
betonte. Gemein war und ist allen die Zurückweisung der These, die
Wehrmacht sei eine "verbrecherische Organisation" gewesen.
Wissenschaftliche
Quellenkritik
Ab 1997 wurde die suggestive Komposition der
Ausstellung in Historikerkreisen diskutiert. Da aber an den Dokumenten
und ihrer Indexierung noch keine Zweifel auftauchten, blieben diese Hinweise
weitgehend unbeachtet.(20)
Anfang 1999 berichtete dann "Der Spiegel" unter Berufung auf den deutsch-polnischen
Historiker Bogdan Musial, daß auf neun Bildern Opfer der sowjetischen
Geheimpolizei NKWD, nicht der Wehrmacht zu sehen seien. Bei 20 weiteren
Fotos hielt Musial die Täterschaft der Wehrmacht ebenfalls für
fraglich.(21) Musial war,
als er die Ausstellung 1997 erstmals besuchte, aufgefallen, daß die
deutschen Soldaten sich Taschentücher vor die Nase hielten, um sich
vor dem Verwesungsgeruch zu schützen. Wieso, wenn sie die Opfer gerade
erst erschossen haben sollten? In der Folge wurde die Kritik von Musial
wie auch von anderen Historikern präzisiert.(22)
Unter anderem wies Musial auf 14 "montierte Bildfolgen" hin, die verschiedene
Ereignisse aus Gründen der Dramatisierung zu scheinbar einem Vorgang
verschmelzen würden, auf "Dutzende" Fotos, deren Begleittexte "frei
erfunden" seien sowie auf 22 Fälle, in denen Bilderserien, die einen
gleichen Vorgang dokumentieren, über die Ausstellung verstreut gezeigt
würden, um so eine nicht nachweisbare Häufung ähnlicher
Vorfälle zu suggerieren.(23)
Insgesamt relativierte sich für die Kritiker die Beteiligung der Wehrmacht
an den dargestellten Massakern und damit auch die Glaubwürdigkeit
der Ausstellung. Musial unterstellte der Ausstellung gar "eine Tendenz,
der Wahrheit nachzuhelfen".(24)
Die Kritik des ungarischen Militärhistorikers Krisztián Ungváry
ging noch weiter als jene von Musial. Nach einer akribischen Analyse von
801 Fotografien des Ausstellungskataloges (3. Auflage) kam Ungváry
zu dem Ergebnis, daß von den 333 Bildern, die Verbrechen oder Leichen
zeigen, lediglich 80 Bilder eindeutig der Wehrmacht zuzuordnen seien; bei
182 Bildern sei es nicht möglich, auf die Täter zu schließen.
71 Bilder zeigten hingegen Verbrechen, die nachweislich nicht von Wehrmachtssoldaten
begangen wurden und demnach nicht in die Ausstellung gehörten; auf
diesen Fotos sind entweder deutsche Polizisten, SS- und SD-Männer
oder ausländische Hilfswillige oder finnische, ungarische oder kroatische
Soldaten abgebildet, acht dieser Bilder zeigen Verbrechen des sowjetischen
NKWD.(25) Ferner wiesen
62 Bilder sachliche Fehler bei der Beschriftung auf, 28 Bilder zeigten
dasselbe Ereignis mit verschiedenen Orts-, Zeit- und Täterangaben.(26)
Ungváry urteilte, daß sich rund 90% der Bilder nicht dazu
eignen würden, Verbrechen der Wehrmacht konkret nachzuweisen.
Inhaltliche
Zweifel
Neben der Quellenkritik erhob Ungváry
auch Einwände gegen Kernaussagen der Ausstellung. Zwar bestritt auch
Ungváry nicht, daß "die Wehrmacht (...) im Osten und auf dem
Balkan einen brutalen Krieg mit unzähligen Exzessen und Verbrechen"
führte(27), doch sah
er dabei keinen qualitativen Unterschied zu den Verbrechen der Roten Armee.
Ungváry bezweifelte also den besonderen Charakter des Krieges der
deutschen Truppen im Osten: "In einem modernen Krieg werden von den meisten
Armeen verbrecherische Maßnahmen legitimiert, wenn sie zum Erfolg
führen: Die Wehrmacht bildete da keine Ausnahme."(28)
Sein zweiter inhaltlicher Vorwurf bezog sich auf die nicht genügend
deutlich gemachte Arbeitsteilung zwischen SS, SD und Wehrmacht einerseits
und jener innerhalb der Wehrmacht andererseits. Seiner Ansicht nach trenne
die Ausstellung nicht zwischen dem "aktiven Begehen eines Verbrechens"
und einer indirekten Beteiligung durch logistische Hilfe oder Mitwisserschaft.
"Die Aussteller zählen alle Fälle der indirekten Beteiligung
bei Massenmord als Wehrmachtsverbrechen (...). Diese Fälle werden
üblicherweise nicht als Wehrmachtsverbrechen aufgefaßt".(29)
Dies macht er am Massaker von Babij Yar (Ukraine) deutlich, bei dem am
29. und 30. September 1941 33.771 Juden vom Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe
C der Sicherheitspolizei und des SD ermordet wurden. Die Wehrmacht hätte
für das Verbrechen nur LKW gestellt und möglicherweise anschließend
die Leichen zugeschüttet. So wie Babij Yar können auch andere
Massaker nicht der Wehrmacht zur Last gelegt werden, weil diese eben "nur"
zugearbeitet habe. Ungváry kritisierte darüberhinaus, daß
innerhalb der Wehrmacht nicht zwischen den verschiedenen Verbänden
unterschieden werde. So wären die Feldgendarmerie und die Geheime
Feldpolizei für die meisten Exekutionen der Wehrmacht verantwortlich
gewesen. Obwohl diese Verbände nur 1% der gesamten Truppenstärke
der Wehrmacht ausmachten, ist jedoch pauschal von Wehrmachtsverbrechen
die Rede, womit alle Kampfdivisionen mitvereinnahmt würden.(30)
Der dritte inhaltliche Vorwurf richtete sich gegen die pauschale Darstellung
der Partisanenbekämpfung als Verbrechen, obwohl doch, so Ungváry,
"das Erschießen und Erhängen von Partisanen (...) nicht gegen
das internationale Recht" verstoße(31),
ja dies nach der Haager Landkriegsordnung explizit zulässig sei. Am
Beispiel der Exekution von 18 Zivilisten an der Friedhofsmauer in Pancevo
(bei Belgrad) am 22. April 1941 versuchte Ungváry zu belegen, daß
die Erschossenen in der Mehrzahl sehr wohl Partisanen waren. Auch in diesem
Fall könne von einem Verbrechen der Wehrmacht keine Rede sein.(32)
Insgesamt kam Ungváry zu dem Schluß, daß "die These
über die 'verbrecherische Organisation Wehrmacht', die an allen Verbrechen
aktiv teilnahm, nicht haltbar" sei.(33)
Zu einem ähnlichen Urteil kam u.a. auch der Militärhistoriker
Rolf-Dieter Müller: "Die Wehrmacht (...) ist im Gegensatz zur SS oder
zur Gestapo keine verbrecherische Organisation."(34)
Einsetzung einer
Überprüfungskommission
Die Kritik, die von verschiedenen Seiten auf
unterschiedlichen Ebenen vorgetragen wurde, teils sachlich, teils nur als
Schmähung, sowie die Bombendrohungen und die Drohbriefe an Reemtsma
und Heer führten zu einem politischen Lagerdenken, dem sich auch das
HIS nicht entziehen konnte. Klagen gegen die Ausstellung beantwortete das
Institut mit einer Flut von Unterlassungsklagen gegen seine Kritiker. Aus
einer sachlichen Auseinandersetzung wurde ein Gesinnungskampf, der auch
in persönlichen Kleinkriegen vor den Gerichten ausgetragen wurde.
"Jeder Kritiker riskierte, an den rechtsradikalen Rand gedrückt zu
werden", so beklagte der Historiker Rolf-Dieter Müller.(35)
Als Reemtsma schließlich den "außerordentlichen Glaubwürdigkeitsverlust"
der Ausstellung erkannte(36)
und den Ruf seines Instituts in Gefahr sah, wurde die Ausstellung am 4.11.99
ausgesetzt und eine USA-Tournee um zunächst drei Monate verschoben.(37)
In der Pressekonferenz nannte Institutsleiter Reemtsma drei Gründe
für diesen Schritt: 1) die erst spät erkannte Unzulänglichkeit
der Foto-Zuschreibungen sowjetischer Archive, 2) neue wissenschaftliche
Erkenntnisse seit 1995 sowie 3) den pauschalen Umgang des HIS mit Kritikern.
Man habe wissenschaftlich fundierte Kritik mit politischer Gesinnungskritik
gleichgesetzt und sich damit unglaubwürdig gemacht.(38)
Zur Überprüfung der Ausstellung war zunächst ein dreimonatiges
Moratorium geplant. Die vom Hamburger Institut für Sozialforschung
mit der Überprüfung beauftragte Kommission konstituierte sich
am 20.11.99 in Frankfurt/M.(39);
bis Oktober 2000 tagte sie neunmal - von den ursprünglich drei Monaten
Bearbeitungszeit war keine Rede mehr. Um die Zuverlässigkeit der Quellenangaben
zu prüfen, waren Recherchen in den herangezogenen Archiven nötig.(40)
Die Ergebnisse dieser Recherchen mußten mit den Kritikern und Machern
diskutiert und im Rahmen des inhaltlichen Kontexts und der Präsentationsform
bewertet werden.
Ergebnisse des
Prüfberichts
Am 15.11.00 legte die Kommission ihren Bericht
vor. Darin kamen die Fachhistoriker zu dem Schluß, "dass die öffentlich
geäußerte Kritik zumindest in Teilen berechtigt ist. Die Ausstellung
enthält 1. sachliche Fehler, 2. Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten
bei der Verwendung des Materials und 3. vor allem durch die Art der Präsentation
allzu pauschale und suggestive Aussagen". Die Ausstellung enthalte jedoch
"keine Fälschungen". Obwohl sie "teilweise zu pauschal und unzulässig
verallgemeinernd" argumentiere, bleibe "die Grundaussage der Ausstellung
über die Wehrmacht und den im 'Osten' geführten Vernichtungskrieg
der Sache nach richtig. Es ist unbestreitbar, dass sich die Wehrmacht in
der Sowjetunion in den an den Juden verübten Völkermord, in die
Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen und in den Kampf gegen
die Zivilbevölkerung nicht nur 'verstrickte', sondern dass sie an
diesen Verbrechen teils führend, teils unterstützend beteiligt
war." Bemängelt wurde zudem ein "überheblicher und unprofessioneller
Umgang der Ausstellungsmacher mit der an der Ausstellung geübten Kritik".(41)
Hinsichtlich der Quellenkritik erwähnt der Bericht mindestens 30 Mängel
beim Nachweis von Fotos.(42)
Bei der Beschriftung von Fotos durch die Ausstellungsmacher werden darüberhinaus
zahlreiche Abweichungen von den ursprünglichen Archivbeschriftungen
beanstandet; andererseits würden einige Archivzuschreibungen ungeprüft
übernommen.(43) Entlastend
betont der Bericht jedoch, daß "gegenwärtig vermutlich nur wenige
Ausstellungen und Publikationen historischer Fotografien" einer quellenkritischen
Überprüfung "standhalten würden".(44)
Zum Vorwurf der zum Zwecke der Dramatisierung bzw. Potenzierung montierten
oder auseinandergerissenen Bildfolgen befand der Bericht: "Ereignisse wurden
illustriert, ohne dass Text und Bild sich auf dasselbe Geschehen beziehen,
aussagekräftigen Motiven wurde der Vorzug vor dem weniger beeindruckenden
Beleg gegeben. (...) Zum Problem ist der Ausstellung geworden, dass juristische
Argumentationsweise einerseits und die Verwendung der Fotos andererseits
auseinanderfallen. Die Fotos schwanken zwischen Beweis und Illustration."(45)
Bei gut einem Dutzend Fotos bestätigt die Kommission, daß diese
keine Verbrechen der Wehrmacht zeigten, sondern solche ungarischer und
finnischer Soldaten. "Diese Fotos gehören tatsächlich nicht in
die Ausstellung."(46) Bei
zwei weiteren Fotos könne als gesichert gelten, daß es sich
um Opfer des NKWD handele, bei den anderen von den Kritikern in Zweifel
gezogenen Fotos gäbe es dafür zwar Indizien, sei dies aber nicht
zu beweisen.(47) Insgesamt
würden so von den 1.433 Fotos "weniger als 20 Fotos nicht in eine
Ausstellung über die Wehrmacht gehören."(48)
Hingegen gehörten nach Auffassung der Kommission "Aufnahmen von Bahnbeamten,
SS oder Milizen (...) durchaus in eine Ausstellung über 'Verbrechen
der Wehrmacht'", da die Verbrechen "nur als arbeitsteiliger Vorgang innerhalb
des militärischen und polizeilichen Exekutivapparates des 'Dritten
Reiches' möglich" waren.(49)
Inhaltlich befand der Bericht, daß die Ausstellung ihrer Absicht,
kein verspätetes und pauschales Urteil über eine ganze Generation
ehemaliger Soldaten fällen zu wollen, "aufgrund fehlender Differenzierung
nicht gerecht" werde.(50)
So hätte es die Ausstellung versäumt, "zu zeigen, dass es in
der Wehrmacht auch Widerstand gegen Judenmorde gab."(51)
Im Hinblick auf den Holocaust vernachlässige die Ausstellung die unmißverständliche
Herausstellung der "Hauptzuständigkeit von Einsatzgruppen, SS und
Polizei für Vernichtungsaktionen."(52)
Doch könne "der Focus (...) im Hinblick auf eine generelle Bewertung
nicht darauf gerichtet werden, wer exekutiert oder gemordet hat (...),
sondern wer den Einsatz befohlen hat, wem mithin die eingesetzten Kräfte
unterstellt waren."(53)
Deswegen müßten auch "Verbrechen von Einheiten der verbündeten
Armeen (...) dann als Wehrmachtsverbrechen angesehen werden, wenn diese
Einheiten im Rahmen deutscher Verbände eingesetzt waren und von ihnen
die entsprechenden Einsatzbefehle erhielten."(54)
Die Kommission teilt damit die der Ausstellung zugrundegelegte und von
den Kritikern zurückgewiesene weite Auslegung des Begriffs "Verbrechen",
unter den neben der formalen Verantwortlichkeit auch Mitwisserschaft und
logistische Unterstützung gefaßt werden.(55)
Zu dem Vorwurf, daß Partisanenbekämpfung an sich kein Verbrechen
sei, warf die Kommission den Kritikern vor, den von deutscher Seite verwendeten
Begriff zu wörtlich zu nehmen und nicht zu berücksichtigen, "in
welchem Maße (...) auch zum Teil völlig unbeteiligte Personen
als 'Partisanen' oder 'Partisanenhelfer'" exekutiert wurden.(56)
Im konkreten Falle der Exekution in Pancevo kam die Kommission zu dem Befund,
daß diese nicht rechtmäßig gewesen sei und der Einwand
Ungvárys "nicht stichhaltig" sei.(57)
Die Kommission vermied jedoch eine Aussage darüber, ob es sich bei
der Mehrzahl der Opfer tatsächlich um Partisanen handelte. Grundsätzlich
stellte die Kommission fest, daß die Kritiker ihre Kritik überzogen
hätten.(58)
Neukonzeptionierung
der Ausstellung
Kurz nach Veröffentlichung des Berichts
warf Musial der Kommission vor, "das wahre Ausmaß der gefundenen
Mängel und Fehler zu verschleiern". In der Tat liegt die Anzahl der
im Bericht bemängelten Bilder deutlich unter den von den Kritikern
genannten Zahlen. Zudem warf er der Kommission Befangenheit vor, da sich
mehrere Mitglieder in der Vergangenheit auf die Seite der Ausstellungsmacher
geschlagen hätten. Folglich fiele das Urteil des Prüfberichts
"gegenüber den Ausstellern so milde und gegenüber den Kritikern
so scharf" aus.(59) Dennoch
zog das Hamburger Institut für Sozialforschung aus dem Prüfbericht
einschneidene Konsequenzen.(60)
Am 23. November stellte HIS-Leiter Reemtsma eine grundlegende Neukonzeptionierung
der Ausstellung, die ab 2001 erneut gezeigt werden soll, vor. Dabei scheinen
v.a. folgende Veränderungen wesentlich: erstens wird von der Präsentation
der drei exemplarischen Großschauplätze Abstand genommen. Hingegen
will sich die Ausstellung nun an sechs Verbrechenstypen der Wehrmacht orientieren:
der Beteiligung am Völkermord, der Hungerpolitik, dem Partisanenkrieg,
der Behandlung von Kriegsgefangenen, den Repressalien gegen und der Deportation
von Zivilisten. Zweitens will man stärker als bisher die kriegs- und
völkerrechtlichen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit deutlich machen
und anhand von Beispielen die individuellen Handlungsspielräume der
Wehrmachtsangehörigen darlegen. Die neue Konzeption scheint also mehr
darum bemüht, zwischen den einzelnen Wehrmachtsangehörigen, der
militärischen Führung und der Wehrmacht als Institution zu differenzieren.
Drittens soll künftig bei der Fotodokumentation darauf geachtet werden,
schärfer zwischen "Fakten" und "Illustration" zu unterscheiden und
weniger suggestive Bildsequenzen zu verwenden. Schließlich sollen
auch die "Nachkriegsdebatten über die Verbrechen der Wehrmacht" in
der Ausstellung thematisiert werden.(61)
Insgesamt scheint somit die neue Version der Ausstellung noch breiter angelegt
und verwissenschaftlicht - wobei zu fragen wäre, inwieweit dies dem
sicherlich auch pädagogischen Anliegen der Ausstellung nutzt bzw.
ob dadurch nicht die Ausstellung zu einer reinen Fachausstellung zu werden
droht.
Richtige Inhalte schlecht transportiert
Die Geschichtswissenschaft führte den
Beweis, daß die Vernichtung des rassisch und politisch definierten
Feindes explizites Ziel des deutschen Eroberungsfeldzuges in Osteuropa
war und daß der Wehrmacht dabei eine exekutive Rolle zukam. Die Ausstellung
wollte dies anhand von Fotomaterial nicht nur illustrieren, sondern auch
den Nicht-Historikern beweisen. Diese Beweisführung anhand von Bildmaterial,
dessen Umstände und Herkunft oftmals nicht geklärt werden konnte,
muß als gescheitert angesehen werden. Der Grund dafür liegt
v.a. im Medium der Fotografie selber. Zudem drohten die quellenkritischen
Mängel und Fehler und die pauschale Abwehr jedweder Kritik auch die
Grundaussage in Mißkredit zu bringen. Ein weiteres Problem der Ausstellung
war, rhetorisch nicht deutlich genug zwischen der "Wehrmacht als verbrecherischer
Organisation", "Verbrechen der Wehrmacht" und "Verbrechen von Wehrmachtsangehörigen"
unterschieden zu haben. Was bedeutet bspw. das Urteil "verbrecherische
Organisation" für den Einzelnen in dieser Organisation? Die provokative
Rhetorik der Ausstellung führte gerade zu jener Emotionalisierung,
die die inhaltliche Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit letztlich
überlagerte. Insoweit war die Aussetzung der Ausstellung wohl sinnvoll.
Doch was ist von der Empfehlung der Kommission zu halten, "die Ausstellung
sollte ihr Material präsentieren, aber die Schlußfolgerungen
so weit wie möglich den Besuchern überlassen"?(62)
"Gibt es Grund zur Annahme", so fragte die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung,
"daß so etwas funktioniert? Es gibt viel mehr Gründe vom Gegenteil
auszugehen."(63) Denn,
so könnte man anmerken: sieht nicht jeder, was er sehen will? Und
ist eine Ausstellung nicht auch ein pädagogisches Projekt? Und lag
nicht gerade der Erfolg der Ausstellung in ihrem empörten und anklagenden
Unterton über die verbrecherische Kriegsführung auch der Wehrmacht?
Daß Fotografien ein besonders eindringliches aber auch instrumentalisierbares
Medium sind, ist nicht erst seit der Wehrmachtsausstellung bekannt. Auch
der tendenziöse Umgang mit Quellen scheint ein Problem der Wissenschaft
allgemein und von Ausstellungen im besonderen zu sein.(64)
Noch nie wurde eine historische Ausstellung einer so gründlichen Prüfung
unterzogen, wie der Kommissionsbericht betont. Nicht nur vor dem Hintergrund
des Vorwurfes des Einsetzens suggestiver Mittel und der Pauschalisierung
wäre es also interessant, bspw. die Ausstellung "Bilder und Zeugnisse
der Deutschen Geschichte" im Berliner Zeughaus zu untersuchen, die maßgeblich
ein Projekt des Altbundeskanzlers Helmut Kohl war.(65)
Daß sich eine Quellenkritik gerade an dem Thema der HIS-Ausstellung
entzündete, veranschaulicht lediglich die Sensibilität des Themas.(66)
Die Ausstellung
als Spiegel deutscher Befindlichkeiten
Das Verdienst der Ausstellung war es, die
aktive Beteiligung der Wehrmacht, die eben keine Parteiorganisation darstellte,
sondern einen beachtlichen Teil der Bevölkerung repräsentierte,
an den Kriegs- und NS-Verbrechen thematisiert zu haben. Sie hat die Auseinandersetzung
mit der Rolle der Wehrmacht im nationalsozialistischen Rassenkrieg aus
dem Elfenbeinturm auf die Straße getragen und einer Kolportierung
der geschichtsverfälschenden Legende von der "sauberen Wehrmacht"
entgegengearbeitet. Im Kern geht es bei der Kontroverse um die Verbrechen
der Wehrmacht um die Frage nach der persönlichen Verantwortung des
eigenen Tuns einerseits und die Frage der nationalen Identität andererseits.
Die plakative Veranschaulichung der Verbrechen der Wehrmacht stellte jeden
Einzelnen allgemein vor die Frage der eigenen Verantwortung oder ganz konkret
vor die Frage persönlicher Schuld. Indem die Ausstellung konkrete
Taten, Orte und Menschen zeigte, hat sie den Einzelnen aus der Deckung
der anonymen Terminologie der NS-Verbrechen genommen, aus der Deckung der
Institution Wehrmacht, in der jeder nur scheinbar blind seine Pflicht erfüllt
haben will. Die Erkenntnis, die die Ausstellung zu transportieren suchte,
war, daß man kein Nazi sein mußte, um Unrecht zu tun. "Bei
allen Mängeln, die man der Wehrmachtsausstellung ankreiden kann, muß
ihr (...) das Verdienst zuerkannt werden, zum richtigen Zeitpunkt eine
der wichtigsten Fragen der jüngsten Vergangenheit thematisiert zu
haben, die Frage nämlich nach Volk und Führer. Wie sehr uns dieses
Problem umtreibt, zeigt nicht zuletzt die Debatte, die sich an dem Buch
'Hitlers willige Vollstrecker" von Daniel Goldhagen entzündet hat.(67)
Mit der Erörterung der von Angehörigen der Wehrmacht begangenen
Verbrechen rückt es uns ganz nahe. Plötzlich geht es nicht mehr
um fanatische Nazis, von denen sich jeder leicht distanzieren kann, sondern
wir fragen uns (...): Was hat der Papa getan? War mein Mann auch dabei?
(...) Mit den 19 Millionen Männern, die während des Zweiten Weltkriegs
die Uniform der Wehrmacht trugen, gerät das Volk ins Blickfeld - und
das sind wir. Nun haben wir es nicht mehr mit anonymen Opfern und fremden
Tätern zu tun, sondern mit unseren Angehörigen."(68)
Und gerade weil die Wehrmacht einen so beachtlichen "Bevölkerungsteil"
darstellte(69), waren die
Reaktionen so enorm, war und ist die Debatte so schwierig - denn sie erschütterte
das Selbstverständnis vieler. "Hier der objektive historische Befund
einer verbrecherischen Kriegsmaschinerie, dort die offenbar als lebensnotwendig
verteidigte Rechtfertigungsposition, man habe (...) gehofft irgendwie 'anständig
bleiben zu können'."(70)
Die Reaktionen machten einerseits die Verweigerung deutlich, die abstrakte
Verwicklung einer Institution in Verbrechen auf die konkreten Individuen
innerhalb dieser Institution zu beziehen, andererseits stellten sie auch
einen nationalen Schutzreflex dar. Denn vor dem Hintergrund so totaler
Verbrechen der deutschen Vergangenheit scheint die Sehnsucht nach Relativierung
ein essentieller Reflex jener, für die die Staatsangehörigkeit
"deutsch" identitär ist. Dahinter steht der verzweifelte Glaube an
unbescholtene Reste nationaler Identität, an einen Funken Unschuld
und Ehre, mit denen die nationale Idee am Leben gehalten wird. Jenen, die
einem Denken in Kategorien der Staatsräson anhängen, ging und
geht es darum, das Herzstück deutscher Staatlichkeit, das Militär
sauber zu halten - aus der Solidarität zu "Deutschland" (was immer
das genau ist) wurde folgelogisch die Solidarisierung mit der Wehrmacht.
Die Ausstellung versuchte hingegen zu zeigen, daß auch der Nukleus
deutscher Staatlichkeit, das Militär innerlich verrottet war und sich
- wie die Bevölkerung - der braunen Ideologie nicht entziehen konnte
oder wollte. bmt/krz
Anmerkungen:
(1) Rede von Jan Philipp Reemtsma zur
Eröffnung der Ausstellung in München am 24.2.97, in: Bilanz einer
Ausstellung. Dokumentation der Kontroverse um die Ausstellung "Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" in München, Galerie im Rathaus,
25.2. bis 6.4.1997, München 1998, S.44
(2) 25 in der alten Bundesrepublik, drei
in der ehemaligen DDR, sechs in Österreich
(3) Zit. nach der Begleit-Broschüre
der Saarbrücker Veranstalter der Ausstellung (22.2.-28.3.99), S.10
(4) Ebd., S.11
(5) Die zahlreichen Denkschriften, Memoiren,
Erlebnisberichte und Studien, die jene über 300 deutsche Offiziere
unter Leitung von Generaloberst Franz Halder im Rahmen der Historical Division
der US Army ab Januar 1946 verfaßten, zeichneten eben dieses Bild
eines "sauberen" militärischen Krieges der Wehrmacht, in Abgrenzung
zu den verbrecherischen Taten der SS. In Dienstanweisungen rief die deutsche
Leitung der Historical Division die Mitarbeiter dazu auf, "dem deutschen
Soldaten ein Denkmal zu setzen". Zit. nach: Florian Opitz, Ein Persilschein
für die deutsche Wehrmacht, in: taz mag, 10./11.7.99, S.IV
(6) Zitate vom Einband des Buches: Hannes
Heer/Klaus Naumann (Hrsg.), Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht
1941-1944, Hamburg 1995
(7) SD = Sicherheitsdienst des Reichsführers
SS (Nachrichtendienst der NSDAP), ab 1939 unter dem Dach des Reichssicherheitshauptamtes
(RSHA) mit der Sicherheitspolizei (Gestapo und Kripo) zusammengelegt.
(8) Zit. nach: Zeit-Punkte 3/1995 Gehorsam
bis zum Mord? Der verschwiegene Krieg der deutschen Wehrmacht - Fakten,
Analysen, Debatte, S.72
(9) Ebd.; Heer listet zahlreiche Ghetto-Liquidierungen
und Massaker durch Einheiten der Wehrmacht auf. Vgl.: Hannes Heer, Killing
Fields. Die Wehrmacht und der Holocaust, in: Heer/Naumann, a.a.O., S.57ff.
(10) Hannes Heer, Die Logik des Vernichtungskrieges.
Wehrmacht und Partisanenkampf, in: Heer/Naumann, a.a.O., S.109
(11) Reemtsma, a.a.O., S.35 (siehe FN
1)
(12) Vgl.: Wolfgang Benz (Hg.), Legenden,
Lügen, Vorurteile. Ein Lexikon zur Zeitgeschichte, München 1990,
S.14; Grund für das Urteil des IMT war v.a. ein formeller: der Generalstab
und das Oberste Kommando der Wehrmacht (OKW) wurden nicht zu "verbrecherischen
Organisationen" erklärt, weil sie keine "Gruppe" oder Organisation
gemäß Artikel 9 des IMT-Statuts darstellten. Vgl.: Reemtsma,
a.a.O., S.37
(13) Der Tagesspiegel (Tsp.), 22.10.99
(14) Zit. nach: Das Parlament 13/97 (21.3.)
(15) Florian Stumfall, Wie Deutsche diffamiert
werden, in: Bayernkurier, 22.2.97, nach: Blätter für deutsche
und internationale Politik 4/97, S.510
(16) Mit bis zu 8.000 Teilnehmern. Vgl.:
Tsp., 22.10.99
(17) Vgl.: Bericht der Kommission zur
Überprüfung der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der
Wehrmacht 1941 bis 1944" vom 15.11.00: http://www.his-online.de/presse/Bericht_der_Kommission.pdf
(im Folgenden: KB), S.6/7
(18) Zit. nach: Tsp., 22.10.99
(19) Zit. nach: Wolfram Wette, Die Befreiung
von der deutschen Wehrmacht, in: Frankfurter Rundschau (FR), 23.5.97, S.18
(20) Z.B.: Focus von April 1997
(21) Der Spiegel 4/99 (25.1.), S.52
(22) Z.B.: Bogdan Musial, Bilder einer
Ausstellung. Kritische Anmerkungen zur Wanderausstellung "Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944", in: Vierteljahreshefte für
Zeitgeschichte 47 (1999), S.563-591
(23) Bogdan Musial, Bilder der Wehrmacht.
Was ist der Kommissionsbericht wert?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
(FAZ), 30.11.00, S.53
(24) Vortrag Musials in der TU Darmstadt
im Januar 2000, zit. nach: FR, 21.1.00
(25) Krisztián Ungváry,
Echte Bilder - problematische Aussagen. Eine quantitative und qualitative
Fotoanalyse der Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht
1941 bis 1944", in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 10/99 (im
Folgenden: GWU), S.594
(26) GWU, S.593/94
(27) GWU, S.585
(28) Krisztián Ungváry,
Reemtsmas Legenden, in: FAZ, 5.11.99
(29) GWU, S.592
(30) GWU, S.590
(31) GWU, S.593
(32) GWU, S.591/92
(33) GWU, S.591
(34) Zit. nach: Der Spiegel 45/99 (8.11.),
S.108; Müller gewann einen Prozeß gegen die Ausstellungsmacher.
Vgl.: Freitag 48/00 (24.11.), S.5
(35) Zit. nach: Der Spiegel 45/99 (8.11.),
S.107
(36) Zuvor, am 1.8.99, übernahm ein
"Trägerverein zur Förderung der Ausstellung" die Betreuung der
Ausstellung. Vgl.: die tageszeitung (taz), 23.6.99
(37) taz, 5.11.99
(38) Der Kommission gehörten an:
Prof. Dr. Omer Bartov (New Brunswick/Providence, USA), Dr. Cornelia Brink
(Freiburg i.Br.), Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld (Stuttgart), Prof. Dr. Friedrich
P. Kahlenberg (Boppard), Prof. Dr. Manfred Messerschmidt (Freiburg i.Br.),
Prof. Dr. Reinhard Rürup (Berlin), Dr. Christian Streit (Heidelberg)
und Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer (Münster). Als Sprecher der Kommission
wurde Prof. Hirschfeld gewählt. Als Vertreter des HIS nahm Jan Philipp
Reemtsma an den Sitzungen teil. Kosten und Honorare übernahm das HIS.
Vgl.: Der Spiegel 46/00 (13.11.), S.102
(39) Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen
zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen (Ludwigsburg); Bundesarchiv
(Koblenz); Bundesarchiv-Militärarchivs (Freiburg i.Br.); Hessisches
Hauptstaatsarchiv (Wiesbaden); Dokumentationsarchiv des Österreichischen
Widerstands (Wien); Museum des Großen Vaterländischen Krieges
(Minsk); Belorussisches Archiv für Film- und Fotodokumentation (Dserschinsk);
GARF-Staatsarchiv (Moskau); russisches Staatsarchiv für Film- und
Fotodokumente (Krasnogorsk); Militärhistorisches Archiv (Prag); U.S.
Holocaust Memorial Museum, YIVO Institute (Washington); Jugoslawisches
Archiv, Militärmuseum des Museums der Jugoslawischen Geschichte und
Museum der Jüdischen Geschichte (alle Belgrad); Ukrainisches Foto-Film-Tonarchiv
(Kiew) sowie Ukrainisches Historisches Museum (Charkow)
(40) KB, S.91/92
(41) KB, S.27/28
(42) KB, S.28
(43) KB, S.27
(44) KB, S.36
(45) KB, S.32
(46) KB, S.31
(47) KB, S.85; wobei angemerkt sei, daß
insgesamt nur 60% der Bilder überprüft wurden. Vgl.: Johannes
Klotz, Die Anklagebank bleibt warm, in: Freitag 48, 24.11.00, S.5
(48) KB, S.32
(49) KB, S.81
(50) KB, S.51
(51) KB, S.60
(52) KB, S.61
(53) KB, S.62
(54) Im Falle des Massakers von Babij
Yar bspw. hätte die Wehrmacht "Verantwortung" getragen. Diese Verantwortung
leitet die Kommission jedoch nicht aus dem konkreten Verbrechen ab, sondern
aus der allgemeinen Eingebundenheit der Wehrmacht in die Verbrechen gegen
Juden und Zivilisten sowie aus der ideologischen Haltung des Führungsstabes
der 6. Armee. Vgl.: KB, S.54
(55) KB, S.84
(56) KB, S.45
(57) KB, S.83
(58) Zit. nach: Bogdan Musial, Bilder
der Wehrmacht. Was ist der Kommissionsbericht wert?, in: FAZ, 30.11.00,
S.53; hinzu kommt, daß bereits vor dem Moratorium Bilder aus der
Ausstellung entfernt wurden, u.a. auch drei, die eindeutig NKWD-Verbrechen
zugeordnet wurden. Vgl.: ebd.
(59) Nachdem zuvor der Ausstellungsleiter
Hannes Heer entlassen wurde und in Zukunft ein Stab von 15 Wissenschaftlern
die Ausstellung begleiten soll.
(60) Vgl.: FR, 24.11.00
(61) KB, S.92
(62) Viola Roggenkamp, Rehabilitation
mit Schönheitsfehlern, in: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung,
23.11.00, S.3
(63) Das zeigt sich auch bei den Kritikern
selber. Bogdan Musial bspw. geht in seinem jüngst erschienenen Buch
"Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen. Die Brutalisierung
des deutsch-sowjetischen Krieges im Sommer 1941" (Berlin 2000) ähnlich
unwissenschaftlich vor: er übernimmt aus antikommunistischem Impetus
unkritisch die antisemitischen Klischees von Zeitzeugen, um damit die sowjetischen
Verbrechen und das Verhalten von Juden zur Mitursache der brutalisierten
deutschen Kriegsführung und der Pogrome an Juden zu deklarieren: "Die
antijüdischen Emotionen resultierten aus dem Verhalten, das nicht
wenige Juden an den Tag legten". Zit. nach: Der Spiegel 32/00 (7.8.), S.41
(64) Siehe: Deutsches Historisches Museum:
http://www.dhm.de
(65) Vgl.: Ute Wrocklage, Links stark
beschnitten. Nach der Wehrmachtsausstellung: Fotographie & Quellenkritik,
in: FR, 17.11.99
(66) Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige
Vollstrecker: Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin
1996
(67) Einleitungsvortrag von Hans-Günther
Thiele, in: Hans-Günther Thiele (Hrsg.): Die Wehrmachtsausstellung.
Dokumentation einer Kontroverse, Bremen 1997, S.11/12
(68) Reemtsma, a.a.O., S.35
(69) Zit. nach: Wolfram Wette, Die Befreiung
von der deutschen Wehrmacht, in: FR, 23.5.97, S.18